Zur Geschichte des klassischen Barytpapiers und dem Unterschied zu PE-Papier.
Mitte der 1830er Jahre gelang es dem Engländer Henry Fox Talbot [1800 - 1877] nach mehrjährigen Versuchen photographische Bilder auf Papier herzustellen und zu fixieren.
Lichtempfindliche Photopapiere bestehen grundsätzlich aus mindestens zwei Komponenten:
1. einer lichtempfindlichen Schicht, und
2. einem Trägermaterial auf dem diese lichtempfindliche Schicht aufgetragen ist.
Talbot arbeitete mit lichtempfindlichen Silbersalzen die er, in Lösung gebracht, direkt auf ein Papier auftrug [Salzpapier]. Durch Belichtung mittels Objektiv und Kamera erhielt er ein negatives Bild auf Papier [helle Gegenstände erschienen dunkel, dunkle Gegenstände hell]. Durch nochmaliges Belichten dieses Negativs unter weißem Licht in Kontakt mit einem weiteren, ebenso lichtempfindlich gemachten Papier, erhielt er dann ein Positiv. Talbot erfand somit das auch heute noch verwendete Negativ- / Positiv- Verfahren.
Ein Nachteil bei dem direkten Auftragen der lichtempfindlichen Lösung auf den Papierträger war eine gewisse Unregelmäßigkeit. Die Lösung drang auf Grund der mikroskopisch inhomogenen Oberflächenstruktur eines Rohpapiers an unterschiedlichen Stellen des Papiers verschiedentlich tief in den Papierfilz ein. Die Folge war ein relativ kontrastarmes und leicht unscharf wirkendes Bild da Papier und Emulsion keine klare Grenzlinie aufwiesen. Dies hatte u.a. im großen Maße dazu beigetragen dass bis Anfang der 1860er Jahre die Daguerrotypie sich einer deutlich höheren Beliebtheit erfreute weil sie deutlich schärfere und klare Abbildungen lieferte, auch wenn diese nur in vergleichbar kleineren Abmessungen zu relativ hohen Preisen erhältlich waren. Nachteilig hinsichtlich der Talbotypien erwieß sich alsbald ebenso dass das Bildsilber in diesen Photographien relativ ungeschütz vorlag, in mechanischer wie auch chemischer Hinsicht [Abrieb, schädliche Umwelteinflüsse von z.B. schwefelhaltigen Gasen].
Ein diesbezüglicher Fortschritt bestand unter der Zuhilfename von Hühnereiweiß. Ende der 1840er Jahre veröffentlichte der Franzose Blanquard-Evrad ein Verfahren in dem das Bildsilber in getrockenem Hühnereiweiß eingebettet war. Im 19. Jahrhundert wurden dann der Großteil aller auf Papier hergestellten Photographien nach diesem weiterentwickelten Verfahren hergestellt. Heute wird dieses Papier Albumin-Papier genannt. Es wird seit den 1920er Jahren nicht mehr industriell produziert.
Um 1867 enstand in Spanien die Idee eine Zwischenschicht zwischen dem Papierträger und der Bildschicht einzufügen. Diese Zwischenschicht besteht heutzutage aus in Gelatine suspendiertem Bariumsulfat. Bariumsulfat ist Hauptbestandteil des in der Natur vorkommenden Minerals Baryt [daher Barytpapier]. Der Zweck dieser Barytschicht ist praktisch ähnlich der einer Grundierung für Ölgemälde auf Leinwand. Nämlich eine vollkommen glatte Oberfläche zu erhalten auf welche dann das Bindemittel mit den eingebetteten lichtempfindlichen Silberhalogeniden1 gegossen wird. Verwendete man anfangs Kollodium2 als Bindemittel so hat sich ab etwa der 1890er Jahren bis heute Gelatine durchgesetzt. Gelatine, ein seit fast zwei Jahrhunderten häufig vorkommendes Bindemittel, ist seitdem auch das am weitesten verbreitete Bindemittel für lichtempfindliche photographische Materialien überhaupt. Hiermit erklärt sich auch der Begriff Gelatin-Silber-Papier.
So enstand die Grundlage des lichtempfindlichen Barytpapiers welches auch heute noch, wenn auch in seinem Schichtaufbau sehr viel komplexer, hergestellt wird.
Moderne lichtempfindliche Barytpapiere zeichnen sich durch einen hochwertigen Papierträger [nur so lange wie das Trägermaterial haltbar ist, kann auch die Photographie darauf haltbar sein], hohe Maximalschwärzen und eine sehr feine, differenzierte Tonwertabstufung aus.
Die seit Ende der 1960er Jahre sich stark weiterentwickelte Kunststoffindustrie führte in den 1970er Jahren u.a. zu der Herstellung der sogenannten PE-Papiere.
Antrieb für diese Entwicklung war im entschiedenen Maße der Wunsch der steigenden Anzahl an photographischen Bildern die täglich und oft nur als kurzfristige Druckvorlage benötigt wurden, gerecht zu werden und deren Verarbeitung zu vereinfachen. Der in dieser Zeit marktanteilig ebenso stark expandierende Konsumerbereich verstärkte diese Entwicklung. Durch die beidseitige Beschichtung des Papierrohstoffes mit Polyethylen3 und der Einlagerung von Entwicklersubstanzen in die lichtempfindliche Schicht erzielte man eine erhebliche Verkürzung bei der Verarbeitung. Statt 3-5 min Entwicklungszeit reichten 15-30 sec, ähnliche Zeitersparniss ergab sich hinsichtlich der Stoppbadbehandlung, der Fixierzeit und besonders bei der Schlußwässerung [5-8 min statt mindestens 30 min bei Barytpapier] sowie der Trocknung. Seit den 1980er Jahren bis hin zur Einführung der digitalen Photographie zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich dieses Papier im industriellen Bereich durchgesetzt. Der Nachteil des PE-Papiers ist verglichen zum Barytpapier allerdings eine geringere Haltbarkeit [Alterungsprozesse des Kunststoffes], eine weniger hohe Maximalschwärzung sowie eine eingeschränkte Tonwertabstufung [die Anzahl möglicher Zwischengrautöne von Weiß zu maximalem Schwarz ist geringer als bei lichtempfindlichem Barytpapier]. Auch wird der 'Plastik'-Charakter in Aufsicht und Habtik nicht unbedingt hoch geschätzt. PE-Papiere waren ein sinnvolles 'Speed'-Produkt der kommerziellen, industriellen Photographie. Heutige PE-Papier haben allerdings eine deutlich höhere Qualität als die der frühen 1980er Jahre. Modernes lichtempfindliches Barytpapier ist nach wie vor ein besonders hochwertiges und haltbares Photopapier.
Fußnoten:
1 Halogen [Salzbildner] ist ein chemischer Grundstoff der mit Metallen ohne Beteiligung von Sauerstoff Salze bildet. Ein Halogenid ist das dabei entstandene Salz.
2 Kollodium = eine zähflüssige Lösung schwach nitrierter [d.h. mit Salpetersäure behandelte] Zellulose in einem Gemisch aus Alkohol und Äther
3 Polyethylen ist eine weiterentwickelte Form des Polyesters, daher PE-Papier;
RC-Papier 'resin coated' steht für die englische Version
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